MEDIFOX DAN im Gespräch mit Gunnar Stührk, Gesellschafter-Geschäftsführer der Kieler Pflegeengel GmbH
Jeder Pflegedienst ist einzigartig. Dass diese Beschreibung auch auf Gunnar Stührk und sein Team von den Kieler Pflegeengeln zutrifft, wird sofort klar, als wir die Räumlichkeiten am Standort in Schilksee betreten. Neben dem mit Liebe zum Detail gestalteten Auftritt, ist auch das Leitbild des Pflegedienstes besonders, denn hier steht die Menschlichkeit bei der Versorgung an erster Stelle. Was sich hinter dem Konzept der Pflegeengel verbirgt, wie man Menschlichkeit und digitales Arbeiten erfolgreich unter einen Hut bringt und welche Zukunftsthemen auf der Wunschliste des Teams ganz oben stehen, verrät Gesellschafter-Geschäftsführer Gunnar Stührk im Gespräch mit MEDIFOX DAN.
Herr Stührk, Sie sind seit fast zwei Jahren mit Ihren Pflegeengeln rund um Kiel vertreten und verfolgen dabei ein ganz besonderes Konzept, welches vor allem die Menschlichkeit in den Fokus rückt und in dem viel Liebe zum Detail steckt. Wie spiegelt sich dieses Leitbild in der Praxis wider?
Das Konzept der Kieler Pflegeengel ist besonders und einzigartig zugleich. Ich selbst bin schon lange in der Branche tätig und habe nach einer besonders wertschätzenden Pflege die Rückmeldung erhalten, ich sei ein „wahrer Engel“. Für mich persönlich bedeutet das: Vielen Dank für die gute Versorgung. Es ist schön, dass es Sie gibt. Dieses Sinnbild versuchen wir bei den Pflegeengeln tagtäglich in all unseren Prozessen zu integrieren, von unserem Auftreten bis hin zur Betreuung unserer KlientInnen. Der Mensch steht bei uns stets im Mittelpunkt und wir haben sämtliche Mittel zur Verfügung, sodass wir unseren Tagesablauf und die Versorgung vollends nach unseren KlientInnen ausrichten können – unter anderem eine vollumfängliche Pflegesoftware, die uns im Alltag entlastet und Raum für die Pflege schafft.
Die Einzigartigkeit Ihres Konzepts findet sich auch in den Räumlichkeiten Ihres Pflegedienstes wieder. Wann kam bei Ihnen der Gedanke auf, etwas anders zu machen?
Pflegebedürftigkeit ist in der Gesellschaft immer noch ein Tabuthema. Junge und gesunde Menschen setzen sich mit Pflege eigentlich nicht auseinander und wenn, wird die Pflege oftmals nicht so gezeigt, wie sie ist. Aus diesem Grund habe ich für unsere Präsenz eine alte Dame ausgesucht, die den Menschen anschaut und berührt. Denn wir wollen zeigen, was uns im Alltag beschäftigt und das ist vor allem die Einsamkeit im Alter. Wir sind davon überzeugt, dass Einsamkeit etwas Schwerwiegendes ist. Einsamkeit macht krank und die Menschen warten auf jemanden, der ihnen zur Seite steht – und das sind wir als Pflegeengel. Natürlich warten unsere KlientInnen auch auf ihre Angehörigen, aber wir haben schon häufig die Rückmeldung erhalten, dass sich viele auf die Versorgung freuen und fragen, wer von unseren Engeln die Tage vorbeikommt. Genau das möchten wir mit unserem Konzept ausdrücken. So haben wir auch ganz bewusst unser Motto „Zeit für Engel und Licht in der Pflege, Zeit für eine gute, wertschätzende Versorgung“ ausgewählt. Um besonders aufzufallen, haben wir uns für die Farben Schwarz und Gold entschieden. Wir sind anders und wollen ein Stück weit das Tabu brechen, um zu zeigen, dass es auch anders sein kann. Denn es gibt immer ein Licht am Ende des Tunnels. Das kann eine Pflegekraft sein, die sehr wertschätzend mit dem Menschen umgeht, aber auch gute Pflegeleistungen, die den Gesundheitszustand wieder verbessern. Ich denke, das ist uns mit dem Konzept der Kieler Pflegeengel sehr gut gelungen.
Sie haben gerade davon gesprochen, dass Sie mit Ihrem Konzept bestehende Tabus aufbrechen wollen. Dazu gehört eine Menge Mut und man weiß nicht immer, auf welches Feedback man letztendlich stößt. Wie nehmen Sie die Resonanz wahr?
Insgesamt wird unser Konzept sehr positiv aufgenommen. In Gesprächen erzähle ich häufig, wie unser Leitbild entstanden ist und ich habe schon viele mit unserer Geschichte berühren können – einige haben sogar Tränen vergossen. Wir haben erst wieder bei dem Abschied eines Klienten erlebt, dass uns die Angehörigen gesagt haben, dieser Abschied war wirklich schön – auch wenn sich das irritierend anhört. Nein, wir erleben wirklich durchweg eine positive Resonanz. Natürlich fallen wir Pflegeengel auch optisch auf, z.B. mit unseren Autos, die auch unsere KlientInnen schon von weitem sehen. Ich muss dazu sagen, dass ich alles – sowohl unser Logo als auch den gesamten Auftritt – eigenhändig gestaltet habe. Damit haben die Kieler Pflegeengel ein besonderes Alleinstellungsmerkmal. Das hat uns unter anderem eine gemeinsame Produktion mit dem Sender RTL bewiesen, der allein durch unser Konzept und unseren Auftritt auf uns aufmerksam geworden ist. Das Sprichwort „Auffallen um jeden Preis“ ist manchmal eben auch ein Erfolgsrezept.
Unter anderem wollen wir heute auch über das Thema Digitalisierung sprechen. Für viele sind Digitalisierung und Menschlichkeit oft Themen, die sich gegenüberstehen. Warum kann man aus Ihrer Sicht trotzdem beide Seiten erfolgreich miteinander vereinbaren?
Die Digitalisierung hat uns ermöglicht, unseren KlientInnen wieder mehr Zeit zu widmen. Zu Anfang war das viel Arbeit, doch jetzt ist die Software eine Entlastung für uns alle. Wir können uns wieder mehr mit den KlientInnen, aber auch mit unseren KollegInnen beschäftigen. Durch die Bürokratie, welche vor einiger Zeit noch ein großer Bestandteil der Pflege war, ist viel Zeit für die Versorgung der KlientInnen, aber auch für unsere MitarbeiterInnen verloren gegangen. Daher sind wir der Meinung, dass durch Digitalisierung im Endeffekt viel mehr Zeit für die Menschlichkeit geschaffen wird.
Sie selbst haben digitales Arbeiten von Anfang an fest in Ihrem Pflegedienst etabliert. Warum war es für Sie persönlich wichtig, Ihren Betrieb schon zu Beginn digital aufzustellen und in welchen Bereichen haben Sie für sich große Potenziale gesehen?
Ich war anfänglich auch in der Versorgung tätig und habe das Potenzial der enormen Entlastung sofort gesehen. Darüber hinaus finde ich es grandios, dass ich dank der Software eine direkte Verbindung zur Navigation habe, falls ich neue KlientInnen zu meiner Tour hinzufügen muss. Früher wurde ich oft angerufen und gefragt, wo die neuen KlientInnen wohnen. Das ist eine erstklassige Vernetzung und ich muss gestehen, dass ich mich schon als Angestellter damit befasst und mir alles angeschaut habe (lacht). Ich war damals schon ganz begeistert von der MEDIFOX DAN Software. Ich wusste, dass ich genau diese Digitallösung zum Start für unseren Pflegedienst haben möchte und die weiteren Gesellschafterinnen haben sofort zugestimmt.
Also fiel die Entscheidung für die passende Software nicht schwer. Was waren für Sie die ausschlaggebenden Argumente?
In erster Linie wollten wir weg von der papierbasierten Arbeit. Ich kann mich noch an Zeiten erinnern, wo ich für das Archiv zuständig war. Diese ganzen Papiere, diese ganzen Räumlichkeiten – das ist letztlich auch ein riesiger Kostenfaktor und auch in Hinblick auf die Arbeitszeit das ausschlaggebende Argument für eine EDV-Lösung. Im Laufe der Zeit haben wir dann gesehen, was noch alles möglich ist. Ein Beispiel ist die Wunddokumentation, die finde ich erstklassig. Früher hatten wir immer eine Kamera mit dabei, heute arbeiten wir mit dem CarePad und können gleich mobil dokumentieren, Arztbriefe einlesen und diese per Mail rausschicken. Ein weiterer Aspekt ist die Kommunikation unter den MitarbeiterInnen, die jederzeit über die Software in Verbindung bleiben und bei Bedarf Einträge einsehen können. Gerade im ambulanten Bereich ist es ja so, dass unsere MitarbeiterInnen bei verschiedenen KlientInnen sind und diese dank MEDIFOX DAN in der Versorgung und den Versorgungstouren die Möglichkeit haben, vernetzt zu sein. Das betrifft im Übrigen auch unsere Standorte in Schilksee und Melsdorf.
Eine neue Software bedeutet auch eine Investition. Häufig haben Pflegedienste Bedenken, inwiefern sich diese refinanziert. Wie würden Sie darauf antworten?
Auch für uns war die Frage nach der Refinanzierung eine wichtige, denn gerade in der Gründungsphase gibt es sämtliche Investitionen zu tätigen. Bei der EDV-Dokumentation weiß man, dass das anfänglich mit hohen Kosten verbunden ist. Man muss sich aber auch vor Augen halten, dass die Entlastung gerade bei der Dokumentation schnell spürbar ist. Meine MitarbeiterInnen müssen nicht ständig die Pflegemappen bei sich tragen und darin dokumentieren, das läuft alles digital. Diese Ersparnis im alltäglichen Ablauf lohnt sich definitiv nach kurzer Zeit. Darüber hinaus macht es unglaublich viel Spaß, mit dem Pad zu arbeiten (lacht). Das kann im Übrigen auch für die Akquise neuer MitarbeiterInnen ein ausschlaggebendes Argument sein. Klar, einige MitarbeiterInnen hatten anfangs Berührungsängste beim Arbeiten mit den CarePads, aber heute funktioniert das wunderbar. Kurz und knapp: Die Anschaffung lohnt sich auf jeden Fall! Und man darf auch nicht vergessen, dass es diverse Fördermöglichkeiten gibt, die man darüber hinaus nutzen kann.
Viele rufen die Fördermittel, die zur Verfügung gestellt werden, trotzdem nicht ab. Gibt es aus Ihrer Sicht eine gewisse Hemmschwelle zur Antragsstellung und welche Erfahrungen haben Sie dabei gemacht?
Wir wurden bereits zum Start mit MEDIFOX DAN beraten, da bin ich als Geschäftsführer natürlich gleich hellhörig geworden, wenn es Fördermittel gibt, die ich für solch eine Investition beantragen kann (lacht). Nein, da wurden wir wirklich sehr gut beraten und während des ganzen Antragsprozesses begleitet. Das alles hört sich am Anfang immer sehr aufwendig an, aber mit der Unterstützung von MEDIFOX DAN geht das relativ schnell und zügig. Man sollte Fördermittel in jedem Fall in Anspruch nehmen, denn letztendlich bedeutet Digitalisierung auch eine große Investition. Wenn man sieht, was alles gefördert werden kann und wie groß der Anteil der Fördermittel ist, fällt die Entscheidung deutlich leichter.
Mittlerweile ist MEDIFOX DAN ein fester Bestandteil Ihres ambulanten Pflegealltages. In welchen Bereichen entlastet Sie die Software besonders?
In jedem Fall ist der Pflegebericht ein Top-Feature für uns. Ich finde es überragend, dass ich die Informationen einfach einsprechen kann und die Software schreibt mir automatisch den Bericht. Auch die Wunddokumentation ist im Vergleich zu früher auf einem ganz neuen Level, da die Software alle Wunden selbst erkennt und vermisst. Auch die Verknüpfung zur Navigation ist eine tolle Funktion. Das ganze Design, der Aufbau der Maske und einfach alles sofort zur Hand zu haben, ist für mich eine wahnsinnige Erleichterung im Alltag. Ich kann auf alle wichtigen Informationen zu KlientInnen, den Pflegebericht, Medikamente und Diagnosen zugreifen. Das konnte man früher nicht, sondern hatte teilweise sehr dicke Pflegemappen, wo man ewig nach den pflegerelevanten Informationen suchen musste. Auch im Bereich der Verwaltung ist das ganze Abrechnungswesen ein sehr wichtiges Feature für mich. Am Anfang war das wirklich eine Hausnummer, aber nach einer intensiven Einarbeitung geht einem die Abrechnung sicher von der Hand und die ist ja so ein Bereich für sich (lacht). Darüber hinaus ist es eine große Herausforderung, dass die Aufnahme neuer KlientInnen immer schneller erfolgen muss. Es kommt immer häufiger vor, dass ein neuer Klient vor der Tür steht oder bei uns anruft und versorgt werden möchte. Wenn es um die Einsatzplanung geht, hilft uns die MEDIFOX DAN Software dabei, schnell zu reagieren. Das ist ein ganz wichtiger Bestandteil der schnellen Planung. Wenn wir neue KlientInnen bekommen, können wir diese schnell einpflegen und sie werden in die entsprechende Tour miteingeplant. Dass dieser Prozess einfach gelingt und eine schnelle Aufnahme in die Versorgung erfolgt, ist wirklich etwas, wo uns die Digitalisierung sehr unterstützt. Auf der Altenpflege-Messe in Essen konnten wir dieses Jahr bereits ein paar Einblicke erhalten, welche Funktionen die neue MD Ambulant-Software bereithält. So soll demnächst auch eine e-Learning Plattform in die Software integriert werden, da sind wir schon sehr gespannt drauf. Ich bin davon überzeugt, dass auch das eines unserer Top-Features sein wird.
e-Learning ist also ein Bereich, in dem Sie große Potenziale für die ambulante Pflege sehen?
Das ist definitiv so, denn dank e-Learning können sich meine MitarbeiterInnen zukünftig selbst fortbilden. Der größte Vorteil ist für uns insbesondere die einheitliche Gestaltung und die Flexibilität, dass sämtliche Schulungen jederzeit abgerufen werden können, dabei immer aktualisiert werden und jeder die gleiche Weiterbildung erhält. Früher haben meine MitarbeiterInnen an verschiedenen Schulungen teilgenommen und so auch verschiedene Inhalte vermittelt bekommen. Daher hat das einheitliche Schulen meiner Auffassung nach sehr großes Potenzial. Gerade die ambulante Pflege lebt ja auch von Flexibilität, deswegen ist es für uns äußerst praktisch, Fort- und Weiterbildungen zeit- und ortsunabhängig durchzuführen.
Die Pflegeengel sind ein Paradebeispiel dafür, Zukunftsthemen in die Pflegepraxis zu bringen und neue Wege zu gehen. Was würden Sie Pflegediensten mit auf den Weg geben, die diesen Schritt noch nicht gegangen sind?
Für uns war es letztendlich die richtige Entscheidung. Ich verstehe, wenn es für andere Pflegedienste eine große Herausforderung ist, sich zu digitalisieren und Zukunftsthemen anzugehen. Grundsätzlich sollte man immer auf dem Laufenden bleiben, was andere Unternehmen machen, denn da kann man sich so einiges abschauen. Vor allem muss man sich jedoch mit den Themen auseinandersetzen, da hat man über die verschiedenen Anbieter ja diverse Möglichkeiten. Gerade wenn es um Softwarelösungen geht, kann man sich auch bei Messen wie der Altenpflege tolle Eindrücke machen und gleichzeitig mit anderen Pflegediensten vernetzen.
Wo Sie die Altenpflege-Messe ansprechen, wie haben Sie die Stimmung und Resonanz unter den KollegInnen aus der Pflege wahrgenommen?
Sehr positiv. Man hat dort deutlich gespürt, wie viel im Laufe der letzten zwei Jahre passiert ist. Ich selbst finde es unglaublich, wie sich die gesamte Branche aktuell entwickelt und wie viel Unterstützung wir auch durch die vielen Dienstleister bekommen. Vor allem, dass sich die Pflege wieder vermehrt auf ihren Ursprung, nämlich die Versorgung der KlientInnen, zurückbesinnt. Aber auch abseits der Entwicklungen waren wir von den Eindrücken begeistert und konnten vieles für unsere tägliche Arbeit mitnehmen, was wir noch verbessern können.
Dann schauen Sie weiterhin mit Spannung in die Zukunft?
Ja, ich schaue sehr positiv in die Zukunft. Wir wissen natürlich alle, dass die Menschen in Hinblick auf unsere demografische Entwicklung immer älter und auch länger pflegebedürftig sein werden – das ist die große Herausforderung unserer Branche. Gleichzeitig tut sich aber auch wahnsinnig viel und ich bin überzeugt, dass die Pflege ein toller Beruf ist, der für viele auch eine Berufung sein kann. Wenn wir das schaffen, haben wir in der Zukunft nicht die Probleme, die wir uns jetzt ausmalen. Wir müssen aber auch dafür sorgen, dass Investitionen in die Zukunft jetzt getätigt werden, in sämtlichen Bereichen. Denn gerade das nimmt die jüngeren Generationen mit. Wenn man sieht, was heute alles in der Pflege möglich ist und was es für neue Möglichkeiten gibt, dann kann dieser Beruf eine echte Erfüllung sein. Das erleben wir immer wieder, dass Menschen, die nie einen Kontakt zur Pflege hatten, sehr begeistert von unserer Arbeit sind. Die Pflege ist heute eine eigenständige Domäne, die gestärkt werden muss. Das ist definitiv eine Herausforderung, aber ich sehe dem sehr positiv entgegen und bin bis heute sehr glücklich, diesen Weg eingeschlagen zu haben.
Da können wir uns sicher auf viele, neue Projekte der Pflegeengel freuen. Können Sie uns vielleicht schon einen kleinen Ausblick geben?
Wir sind im Herbst 2020 mit den Pflegeengeln gestartet und haben uns relativ schnell für den zweiten Standort entschieden. Der Bedarf an Pflege ist sehr hoch und wird auch stetig ansteigen. Ich habe hier so ein Armband, an dem zwei Flügel dran sind, welche natürlich eine Bedeutung haben. Sie stehen für unsere beiden Standorte und hier ist noch jede Menge Platz für weitere Flügel.
Herr Stührk, vielen Dank für die spannenden Einblicke und das Interview. Wir freuen uns auf die weitere Zusammenarbeit.
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